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Unterstellung

Die Doppelverwendung von ,,Trauergottesdienst`` enthält eine methodologische Pointe, die über die genannte Ermöglichung von Dissens hinausgeht. Um weiter zu kommen, muß man die Phrase sorgfältig auseinandernehmen. Die gedankliche Spannung entfaltet sich erst, wenn der Satz als eine Verschachtelung objekt- und metasprachlicher Operationen begriffen wird. Unter dieser Perspektive kondensiert sich in ihm eine Abfolge distinkter Schritte.

Warum Trauergottesdienst? - Weil ein Trauergottesdienst angebracht ist. Alles hängt darn, zu verstehen, in welchem Sinn dieses Verfahren nicht zirkulär ist. Nur so ist der Spiegelfechterei zwischen den Fürsprechern der Toleranz und den Verfechterinnen der Prinzipientreue zu entkommen. Der Zirkel besteht nicht, denn die Worte liegen auf zwei verschiedenen Sprachebenen. Das eine Mal handelt es sich um einen aufgegriffenen Terminus, das andere Mal um den Gebrauch eines Ausdrucks.. Zuerst die separierte Zeichengestalt, dann die Erklärung. Die Rafinesse des Satzes läßt sich so explizieren. Als Zweck des ,,XYZ`` wird eine bestehende Praxis, die Institution, die wir mit Trauergottesdienst bezeichnen, angegeben. Das Vorgehen ist so wenig zirkulär, wie die Mitteilung ,, ,funeral service` heißt Trauergottesdienst``. Eine Wortform, respektive ein mit ihr gekoppelter Zweck, wird ins Verhältnis zu einer sprachlich artikulierten Lebensform gesetzt.

Natürlich drängt sich der Einwand auf, daß es sich dabei, wenn schon nicht um plumpe Wiederholung, so doch um eine hochtrabende Fassung der erstgenannten, sozusagen chauvinistischen Lesart des Übungssatzes handelt. Im Endeffekt wird doch auch in dieser Analyse das Verständnis eines - kurzfristig als fremd erscheinenden - Ausdrucks mit dem bereits vorausgesetzten Verständnis dieses Ausdrucks kurzgeschlossen. Was ist damit gewonnen, daß die fraglose Selbstherrlichkeit um diese Variante der reflektierten Selbstherrlichkeit ergänzt wird? Antwort: Das macht einen Riesenunterschied. Es ist genau die Teilung in Objekt- und Metasprache, die einerseits die Unhintergehbarkeit der Sprachpraxis (also der Basis der Selbstherrlichkeit), und andererseits deren ständig zu gewärtigende Störung aufdeckt. Das Mittelglied zwischen Sätzen mit einfachem Geltungsanspruch und Sätzen, in denen gleichklingende Worte auf unvereinbare Weise verwendet werden, sind jene Sätze, in denen die Erwartung, ein Wort hätte eine bestimmte Bedeutung, sich tatsächlich erfüllt.


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h.h.
2000-12-29